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Das unbekannte Netzwerk - Wie wir unser Lymphsystem unterstützen
Das Lymphsystem spielt eine Schlüsselrolle für unsere Gesundheit: Ganz im Stillen reinigt es das Gewebe und wehrt Krankheitserreger ab. Manchmal braucht es dabei Unterstützung!
Das Lymphsystem ist das zweitwichtigste Transportsystem unseres Körpers – neben dem Blutkreislauf. Auch die Lymphbahnen durchziehen unseren Körper als weitverzweigtes Netz, immer parallel zu den Blutgefäßen. Ihre zentralen Aufgaben: die Müllabfuhr – und die Erreger- Abwehr! Doch es läuft nicht immer rund.
Lebenswichtiges „Abwassersystem“
Um sämtliche Körperzellen mit Sauerstoff und allen nötigen Nährstoffen zu versorgen, dringt aus unseren feinsten Blutgefäßen ständig Blutplasma ins Zellzwischengewebe. Blutplasma ist der flüssige Teil unseres Blutes. Einen großen Teil davon absorbiert das Venensystem wieder, einiges bleibt jedoch im Gewebe. Genau diese Flüssigkeit nehmen die Lymphkapillaren auf – dann heißt sie Lymphe. In ihr befinden sich nun auch Abfallprodukte des Zellstoffwechsels, alte Zellreste, verschiedene Fremdstoffe sowie Bakterien, Viren und andere Keime. Dieses „Abwasser“ kann nur über das Lymphsystem entfernt werden – andernfalls würde es sich in den Zellzwischenräumen stauen. Endgültig ausgeschieden wird der „Müll“ letztlich über unsere Entgiftungsorgane Leber und Nieren.
Der Weg der Lymphe
Anders als das Blutgefäßsystem ist das Lymphsystem kein Kreislauf – die fein verästelten Lymphgefäße beginnen überall in unserem Körpergewebe und nehmen Lymphe auf, wenn sie da ist. Das System wird auch nicht von einer zentralen Pumpe wie dem Herzen angetrieben, sondern hat viele kleine Schrittmacher, die sogenannten Lymphangione. Mithilfe ihrer Kontraktionen und vor allem unterstützt durch den äußeren Druck unserer Muskeln (Muskelpumpe) kommt die Lymphe in Bewegung und wird Richtung Brustkorb abtransportiert. Dort gelangt sie über die beiden Schlüsselbeinvenen wieder ins Blut. Auf dem Weg dorthin vereinen sich die kleineren Lymphgefäße immer wieder zu größeren Lymphbahnen, an jedem Kreuzungspunkt sitzen Lymphknoten. Knapp 600 gibt es, mit einer Größe von etwa 2 bis 25 Millimetern. Die bekanntesten sitzen am Hals, in den Achselhöhlen, in den Leisten und den Kniekehlen.
Wichtige Filterfunktion
Sie reinigen die Lymphflüssigkeit, befreien sie von schädlichen Stoffen – und zerstören Krankheitskeime. Das klappt, weil direkt in den Knoten Abwehrzellen wie Makrophagen und Lymphozyten sitzen, die Bakterien und Viren erkennen und bekämpfen. Bei einer Infektion steigern die Lymphknoten ihre Leistung und schwellen an. Deshalb schmerzen etwa die Lymphknoten im Hals, wenn wir uns eine heftige Erkältung eingefangen haben. Außerdem analysieren die Lymphknoten Keime blitzschnell und geben ihre Informationen an Immunzellen überall im Körper weiter. Auch die können die Eindringlinge dann sofort zielgerichtet bekämpfen.
Blockaden als Abwehrhemmnis
Kein Wunder, dass knapp 40 Prozent aller wiederkehrenden Infekte auf einen gestörten Lymphfluss zurückgehen: Ohne optimal fließende Lymphe arbeitet auch das Immunsystem nicht einwandfrei. Dann folgt etwa eine Erkältung auf die nächste oder die Nasennebenhöhlen bleiben ständig verstopft. In solchen Situationen müssen Sie die Lymphe gezielt wieder auf Trab bringen, damit das Gewebe gereinigt wird und Krankheitskeime effizient eliminiert werden können. Die Basis dafür: regelmäßige Bewegung und mindestens zwei Liter täglich trinken. Zusätzlich kann eine Selbstmassage helfen.
Tipps zur Selbstmassage
Wenden Sie die Griffe regelmäßig und bei akuten Beschwerden mehrere Tage hintereinander an. Es kann dauern, bis sich hartnäckige Lymphblockaden lösen.
1. Bauchmassage zur Aktivierung
Aktiviert das gesamte Lymphsystem, da knapp 70 Prozent des Lymphgewebes rund um den Magen-Darm-Trakt sitzen: Legen Sie Ihre Hände seitlich des Nabels auf den Bauch. Beim Einatmen die Hände ruhig liegen lassen. Beim Ausatmen die Handflächen mit sanftem Druck Richtung Bauchnabel kreisen. Wiederholen, bis der Bauch entspannt ist.
2. Den Hals ausstreichen
Hilft bei Schnupfen, Nebenhöhlenentzündung und Kopfschmerzen: Damit gestaute Lymphe aus dem Gesicht abfließen kann, aktivieren Sie die Lymphbahnen seitlich am Hals. Massieren Sie mit der linken Hand die rechte Halsseite und umgekehrt. Fingerkuppen mit sanftem Druck von oben nach unten kreisförmig bewegen, bis zur seitlichen Halsgrube. Auf jeder Seite 3-mal wiederholen.
Typisch Frau: Lymphstau
Frauen leiden deutlich häufiger unter trägem Lymphfluss als Männer. Vor allem, weil dem Problem oft eine Bindegewebsschwäche zugrunde liegt, für die das weibliche Bindegewebe besonders anfällig ist. Auch der geringere Muskelanteil trägt dazu bei, weil weniger „anschiebender“ Druck auf die Lymphbahnen wirkt. Wird der Lymphfluss im Organismus länger beeinträchtigt oder gar ganz unterbrochen, kann sich ein Lymphödem bilden. Die Lymphe staut sich dann einseitig im Gewebe, es schwillt an. Meistens sind dafür verletzte Lymphgefäße oder fehlende Lymphknoten verantwortlich. Auch dieses Thema betrifft Frauen öfter: Bei Brustkrebs etwa kann es nötig werden, die Lymphknoten in der Achselhöhle zu entfernen. In solchen Fällen entstehen oft besonders starke Schwellungen. Unabhängig von der Ursache gehören Lymphödeme immer in ärztliche Behandlung, da sie sich sonst verschlimmern. Als wichtigste Maßnahmen gelten professionelle Lymphdrainagen und eine konsequente Kompressionstherapie.
Extra Tipp: Bewegungsübung für zwischendurch
Tägliche Bewegung ist entscheidend, um den Lymphfluss in Gang zu halten. Denn dabei schieben Arterien und Muskeln durch ihren Druck die Flüssigkeit voran. Wenn’s schnell gehen muss: Auf den Rücken legen, Beine hochstrecken und mit den Füßen in der Luft kreisen.